Umbau im Prinzenflügel von Schloss Arenenberg, dem Exilsitz der Bonapartes am Bodensee. Im einstigen Badezimmer von Kaiser Louis Napoleons kam ein witziger Fund zutage: Napoleons Quitschentchen…

Ein gekacheltes Tauchbecken mit kaiserlichen Insignien und die dazu gehörige technische Ausstattung ließen auf einen prächtigen Badesaal für den späteren Kaiser Napoleon III. schließen. In monatelanger Arbeit wurde das Bad restauriert und erstrahlt nun wieder in altem Glanz.

Gleichzeitig wurde das gesamte Erdgeschoss des Prinzenflügels umgebaut und empfängt Besucher des Napoleonmuseums Thurgau Schloss & Park Arenenberg nun in einem großzügigen neuen Museumsshop mit Erfrischungsbereich. Im Cinema, das für Vorträge und Sonderveranstaltungen zur Verfügung steht, präsentiert das Napoleonmuseum während der Öffnungszeiten ab sofort einen Film zur Geschichte des Arenenbergs.

Kaiserliches Bad-Bijou

Eine original erhaltene, freigelegte und behutsam retuschierte Stuckdecke ziert das 20 Quadratmeter große Badezimmer, das nun am südlichen Ende des Flügelgebäudes zu besichtigen ist. Nach italienischen Vorbildern überzieht sie, in Blau- und Türkistönen gehalten, mit renaissancehafter Ornamentik und bunten Paradiesvögeln in den Ecken, den Raum. Seine Wände erstrahlen in moosigem Grün.

Die satte Farbe konnte anhand von Resten der Wandbemalung rekonstruiert werden. Die Fensternischen sind in eine gemaserte Täfelung gefasst. Der Sandsteinboden ist weitgehend original erhalten und wurde lediglich ausgebessert. Herzstück des Badezimmers ist ein drei Meter langes, 1,3 Meter breites und 1,2 Meter tiefes Tauchbecken.

In den Boden eingelassen und mit weiß glasierten Tonkacheln ausgelegt, erleichtert ein fünfstufiger Zugang am Fußende den Einstieg in das Kaiserbad. Das Kopfende ziert eine Kachel mit in Relief gefertigtem, gekröntem Adler, der Reste einer Vergoldung aufweist.

Die einstige Möblierung des Badezimmers blieb den Beständen des Napoleonmuseums erhalten und hat nun an ihren alten Platz zurückgefunden: Sessel, Nachtstuhl, Paravent, ein Spiegel sowie ein Tischchen und ein Schränkchen machen das Badezimmer zu einem wohnlichen Salon.

„Hightech“ der Neuzeit

Die Installationen des Bades gelten als „Hightech“ des beginnenden 19. Jahrhunderts. Fliessendes kaltes Quellwasser wurde aus Druckleitungen direkt von aussen in das Becken geleitet. Warmes Wasser kam aus einem Behälter über dem Heizofen im angrenzenden Raum – der ehemaligen Küche. Je ein vermutlich vergoldeter Wasserhahn regulierte den Zufluss des kalten und des warmen Wassers.

Einblick in diese für ihre Zeit und in dieser Form in ganz Europa höchst seltene Sanitärtechnik erhalten Besucher ausschließlich im Rahmen einer Führung. Die Besichtigung des Badezimmers selbst ist im regulären Eintrittspreis inbegriffen. Neuer Empfangsbereich im Prinzenflügel Im nördlichen, zum Park hin gelegenen Ende des Prinzenflügels empfängt ein großzügiger Museumsshop neuerdings die Besucher.

Im lichten, ganz in weiß gehaltenen Saal erhalten sie am Info-Tresen die Eintrittskarten sowie Informationen zum Besuch auf Schloss Arenenberg. Weiter hält die so genannte „Boutique“ ein liebevoll ausgesuchtes Sortiment parat. Vom kaiserlich anmutenden Souvenir über jeweils zur Jahresausstellung passenden Accessoires bis zu kulinarischen und literarischen Mitbringseln, die auch – aber nicht nur – von einem Besuch auf Schloss Arenenberg erzählen.

30.000 Bände in der Bibliothek

Sitzbänke in den Fensternischen laden zur kurzen Pause bei einem Kaffee oder Erfrischungsgetränk. Im angrenzenden „Cinema“, einem Vortragssaal mit rund 50 Sitzplätzen, erzählt ein kurzer Film mit Spielszenen die Geschichte von Schloss Arenenberg.

Das 1906 gegründete Napoleonmuseum ist das einzige deutschsprachige Museum zur napoleonischen Geschichte. Es beschäftigt sich mit dem Zeitraum von der französischen Revolution bis zum Ersten Weltkrieg. Zu diesem Zweck unterhält das Haus wertvolle Sammlungen verschiedener Genres sowie ein umfangreiches Archiv.

Seine ca. 30.000 Bände umfassende Forschungsbibliothek beinhaltet seltene Bücher und wird laufend vergrössert. Mit jährlich rund 50.000 Besuchern zählt das Museum darüber hinaus zu den Anziehungspunkten des Bodenseegebietes. Von besonderer Wichtigkeit sind hierbei jährlich wechselnde Sonderausstellungen, die sich grosser Beliebtheit erfreuen.

In den kommenden Jahren unterzieht sich das Napoleonmuseum Thurgau einem Strukturwandel: Zusätzliche Räume des ehemaligen Schlossguts Arenenberg erlauben es, aus dem bestehenden Museum ein modernes Institut zur Erforschung, Bewahrung und Präsentation der napoleonischen Geschichte zu entwickeln.

Die Restaurierung des durch Louis-Martin Berthault, den Fürsten Hermann von Pückler-Muskau und Kaiser Napoleon III. geprägten Landschaftsparks stellt den ersten Meilenstein auf diesem Weg dar. Gleichzeitig laufen weitere Baumaßnahmen. Aufgrund seiner Lage am Bodensee und seiner Geschichte versteht sich das Napoleonmuseum Thurgau als Mittler zwischen den Staaten.

Die Schweiz, Frankreich, Deutschland, Italien, England, Polen, die USA, Russland: Es gibt praktisch kein Land zu dem die Familie Bonaparte von Schloss Arenenberg aus nicht in Verbindung stand. Dieser Tradition folgend, unterhält das Napoleonmuseum umfangreiche internationale Kontakte. Das Museum wird geleitet von Museumsdirektor Dominik Gügel und seiner Stellvertreterin Christina Egli.


Artikelbilder: NN/ Napoleonmuseum Thurgau

Logbuch| Jan Thomas Otte radelt ab und zu am Schloss Arenenberg vorbei. Besonders schön: Der Park ums Schloss. Musste aber auch erst aus dem Dreck der Jahrhunderte ausgebuddelt werden ….

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